In diesem Abschnitt erklären wir Ihnen die Möglichkeiten und Risiken der Anästhesei (Schmerzausschaltung).
Lesen Sie sich bitte alles sorgfältig durch! (Lesedauer ca. 8 - 10 Minuten)
Die Vollnarkose ist ein medizinisches Verfahren, bei dem medikamentös das Bewusstsein und das Schmerzempfinden von Patienten reversibel ausgeschalten werden, so dass operative Eingriffe schmerzfrei durchgeführt werden können. In der Regel wird die Narkose mittels Injektionen über eine Venenkanüle eingeleitet und der Patient schläft ein. Häufig (nicht immer) bedingt dies ein Aussetzen der eigenen Atmung, so dass Patienten während der Narkose künstlich beatmet werden müssen, um den Organismus mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Dazu wird ein Schlauch (Tubus) oder eine andere Atemhilfe (Larynxmaske) in den Rachen oder die Luftröhre eingeführt; dies jedoch selbstverständlich erst wenn der Patient bereits schläft und das Bewusstsein erloschen ist, d.h. Sie bekommen davon nichts mit. Außerdem schützt der Tubus davor, dass Sekrete in die Luftröhre oder Lunge gelangen können. Dem Gegenüber ist die Larynxmaske ein sanftes Mittel, welches der Patient gerade in der Aufwachphase kaum bemerkt. Um den Tubus einzuführen ist es erforderlich den natürlichen Muskeltonus medikamentös auszuschalten. Während der Narkose werden wiederholt (per Injektion) oder kontinuierlich (Gas) Narkose- und Schmerzmittel verabreicht. Am Ende des operativen Eingriffs lassen wir Sie wieder sanft aufwachen, ihre eigene Atmung setzt spätestens hier wieder ein und die Atemwegshilfen werden entfernt.
Plexusanästhesien sind Möglichkeiten an einzelnen Körperregionen (z.B. Arme oder Beine) gezielt das Schmerzempfinden auszuschalten ohne wie bei der Vollnarkose das Bewusstsein oder die Atmung des Patienten einzuschränken. Dies erfolgt durch eine medikamentöse Blockade von Nervenfasern. Allerdings bedingt das Verfahren, dass mit der Sensibilität in der Regel in gleichem Maße die Motorik vorrübergehend ausgeschaltet ist, das heißt Sie können die Extremität vorrübergehend nicht mehr bewegen. Um ein Nervengeflecht (Plexus) gezielt zu betäuben wird dieses mittels Ultraschall dargestellt und dann „unter Sicht“ mit einer Kanüle die Nerven aufgesucht. Manchmal wird auch (zusätzlich oder alternativ) eine Nervenstimulation eingesetzt um die korrekte Lage der Kanüle zu bestimmen. Die Betäubung erfolgt dann durch anspritzen mit einem Lokalanästhetikum, welches die Signalweiterleitung der Nerven vorrübergehend unterbricht. Dadurch erlischt die Schmerzwahrnehmung und die Extremität fühlt sich „kribbelig“ und warm an. Je nach Lokalanästhetikum kann die Plexusanästhesie ca. zwei bis sechs Stunden anhalten und klingt dann selbständig wieder ab. Wenn keine zusätzlichen Sedativa verabreicht werden (was auf Wunsch und nach Absprache möglich ist) bleibt der Patient bei diesem Verfahren vollständig wach. Das Nervengeflecht für den Arm kann je nach Anforderung im Bereich des Halses, oberhalb des Schlüsselbeines oder in der Achselhöhle betäubt werden.
In seltenen Fällen kann das Empfinden in der betroffenen Extremität nicht vollständig ausgeschaltet sein. Dann bekommen Sie zusätzlich ein Sedativum (Schlafmittel) und / oder Schmerzmittel oder Eingriff wird in Narkose fortgeführt.
Bei der Spinalanästhesie wird durch Hinzugabe eines Lokalanästhetikums in das Hirnwasser (Liquor) im Bereich des Rückenmarkkanals dort die Weiterleitung und Übertragung von Schmerzsignalen unterbunden. Es wird also explizit nichts in das Rückenmark gegeben, sondern lediglich um das Rückenmark herum. Dadurch wird vorrübergehend und reversibel die komplette Signalweiterleitung auf Rückenmarksebene unterbrochen, was schmerzfreie operative Eingriffe im Bereich der unteren Körperhälfte ermöglicht und andererseits jedoch auch vorrübergehend die Motorik hemmt, so dass bis zum vollständigen Abklingen der Spinalanästhesie nach ca. zwei bis sechs Stunden kein Aufstehen und / oder Gehen möglich sind.
Während des gesamten operativen Eingriffs überwachen wir – unabhängig vom Narkoseverfahren – Ihre Vitalfunktionen. Wir kontrollieren kontinuierlich Ihre Herzfrequenz, den Sauerstoffgehalt im Blut, die Atmung und in engen Abständen ihren Blutdruck. Sollten sich auffällige Abweichungen von der Norm zeigen greifen wir sofort ein. In etwaigen Notfallsituationen greifen wir ein und führen alle erforderlichen Maßnahmen durch um eine sichere Narkose und Operation zu gewährleisten.
Hauptrisiko der Vollnarkose ist die Minderversorgung mit Sauerstoff zum Beispiel wegen Schwierigkeiten bei der Beatmung. Dies ist heutzutage seltener als früher, da gute und einfach zu handhabende Hilfsmittel (Larynxmaske und Larynxtuben) zur Verfügung stehen. Daneben besteht vor allem die Gefahr einer Aspiration (Eindringen von Mageninhalt in die Lunge), weshalb es essentiell ist die Nüchternheitsgebote unbedingt einzuhalten!
Bei Manipulationen im Mundraum (Intubation) kann es zu Zahnschäden kommen, insbesondere wenn Zähne bereits gelockert sind, bei Karies oder wenn ein starker Überbiss besteht.
Heiserkeit und Schluckbeschwerden können aufgrund eines Beatmungsschlauches auftreten und in seltenen Fällen kann sich die Stimmritze verkrampfen (Laryngospasmus). Dieses Problem kann medikamentös schnell bekämpft werden.
Eine lebensbedrohliche Komplikation ist die Maligne Hyperthermie, welche bei entsprechender Disposition in Verbindung mit manchen Narkosemedikamenten (Volatile Anästhetika, Succinylcholin, etc.) auftreten kann. Seien Sie daher bei der Beantwortung der Anamnesefragen hierbei sehr sorgfältig.
Awareness, das bewusste Erleben von Teilen der Operation, ist in der Fachliteratur beschrieben und kann trotz sorgfältiger Narkoseführung auftreten. Schmerzempfindungen sind dabei äußerst selten.
Aufgrund des ausgeschalteten Bewusstseins und des ausgeschalteten Schmerzempfindens können Lagerungsschäden auftreten. Wir achten selbstverständlich darauf, dass alle Körperteile gut und weich gelagert sind.
Bei der Durchführung von Regionalanästhesien besteht grundsätzlich die Gefahr von Blutergüssen, Infektionen (Verursacht durch die Injektionsnadel) oder Nervenschädigungen z.B. durch Injektion direkt in den Nerven. Infektionen bergen die Gefahr von Abszeßen oder einer Blutvergiftung. Diese Gefahren minimieren wir durch steriles Vorgehen. Eine sorgfältige Anamnese und vorsichtige Durchführung unter Ultraschallkontrolle.
Allergien gegenüber den verwendeten Lokalanästhetika oder anderen Substanzen sind ebenso denkbar wie toxische Reaktionen infolge Überreaktion oder Fehldosierungen oder bei einer Injektion in Blutgefäße (intravasale Injektion). Dadurch können Krampfanfälle oder Herzrhythmusstörungen ausgelöst werden bis hin zum Atem- und Kreislaufversagen.
Je nach Lokalisation der Regionalanästhesie besteht die Gefahr einer Verletzung des Rippenfells, was zu Atemnot führen kann und unter Umständen eine Drainage des Brustkorbes erforderlich machen kann oder auch einer unbeabsichtigten hohe / totale Spinalanästhesie. Ebenfalls Lokalisationsabhängig können vorübergehende Lähmungen des Zwerchfells auftreten.
Schädigung von Nerven, Nervenwurzeln oder des Rückenmarks. Zu hohe Ausbreitung mit Atemnot oder Herzrhythmusstörungen. Infektionen bis hin zur eitrigen Hirnhautentzündung. Gelegentlich kommen Kopfschmerzen oder Blasenentleerungsstörungen vor, welche in der Regel von kurzer Dauer sind.
Infektionen, Blutergüsse (Hämatome), Nervenschäden (direkt oder durch Lagerung), Zahnschäden, Stimmbandschäden, Heiserkeit, Hornhautschäden, Allergien, Maligne Hyperthermie, Juckreiz (z.B. durch Opiate oder allergisch bedingt), Medikamentennebenwirkungen (z.B. Agranulozytose durch Metamizol), Herz-Kreislaufreaktionen (auch schwere), Atemstörungen (auch mit Sauerstoffmangel), Übelkeit und Erbrechen, Thrombosen und Embolien, Aspiration, motorische Einschränkungen, sensorische Einschränkungen. Die Wirkung von Medikamenten kann eingeschränkt sein (z.B. auch die Wirkung von Kontrazeptiva („die Pille“); die Empfängnisverhütende Wirkung kann herabgesetzt sein)
Vor jeder Anästhesie, ganz egal ob Teil- oder Vollnarkose, gilt das Nüchternheitsgebot! Das bedeutet Sie dürfen mindestens 6 Stunden vor ihrem Eingriff nichts mehr essen. In der Regel bedeutet dies, ab Mitternacht nüchtern zu bleiben und am OP-Tag gar nicht zu essen. Auch „flüssige Kost“ wie Joghurtdrinks oder anderes darf nicht zu sich genommen werden.
Klare Flüssigkeit (Wasser, Tee OHNE Milch, klarer Apfelsaft) kann bis maximal 2 Stunden vor dem Eingriff getrunken werden. In der Regel sollten Sie ab 06:00 Uhr morgens nichts mehr trinken.
Wenn Sie Medikamente nehmen besprechen wir im Einzelnen und individuell mit Ihnen was Sie vor der Operation noch einnehmen sollen.
Nikotin, Alkohol oder Drogen dürfen nicht konsumiert werden.
Zahnersatz, Schmuck und Piercings bitte entfernen.
Bitte nicht eincremen, kein Make-up und kein Nagellack.
Bringen Sie medizinische Dokumentationen (vom Hausarzt, Allergieausweis, Anästhesieausweis, etc.) bitte am OP-Tag mit.
Wenn Sie wieder wach sind oder die Regionalanästhesie abklingt betreuen wir Sie noch im Aufwachraum, bis Sie wieder „ganz fit“ sind. Im Anschluss dürfen Sie wieder trinken oder etwas leichtes zu sich nehmen.
Um Sie nach Hause entlassen zu können ist es zwingend erforderlich, dass Sie von einer erwachsenen Person abgeholt werden, die Sie bis nach Hause bringt, denn Sie dürfen keinesfalls selbständig am Straßenverkehr (auch nicht als Fußgänger) teilnehmen.
Ebenso muss Ihnen zu Hause für 24 Stunden eine erwachsene Begleitperson zur Verfügung stehen, die Sie „Betreut“ und im Falle eines Notfalls sofort Hilfe rufen kann.
Sie dürfen für 24 Stunden keinen Alkohol trinken und sollten keine wichtigen Entscheidungen treffen, da ihr Urteilsvermögen eingeschränkt sein kann.
Informieren Sie uns oder ihren Hausarzt oder den Notarzt sofort, falls Atemprobleme, Kreislaufprobleme, neurologische Auffälligkeiten (Lähmungen oder Bewußtseinstörungen), Fieber oder Schüttelfrost auftreten. Ebenso bei unerwartet starken Schmerzen.
Sollten Sie noch offene Fragen haben sprechen Sie diese gerne im persönlichen Gespräch mit uns an!
Öffnen Sie gerne nochmal alle Informationen hier und drucken Sie diese als PDF für sich aus: